Firas Abdullah

Liebe Besucher der Ausstellung,

heute vermisse ich den Firas, der ich bis 2011 war. Ein ganz normaler Teenager. der die Schule besuchte, danach mit Freunden unterwegs war, Partys besuchte und am Wochenende Fußballspiel mit meinen Cousins spielte. Damals wusste ich nicht, dass dies die letzten normalen Tage meines Lebens waren.

Anfang  2011 wurde alles anders. Veränderung lag in der Luft, Revolutionen in Tunesien, Ägypten, beunruhigende Nachrichten aus Libyen, und bei uns, die eiserne Faust der syrischen Regierung.

Am 25.3.2011 kam es zu einem ersten Aufflammen der Wut bei uns in Douma. Wir wollten ein Ende der Ungerechtigkeit. Wir sahen den Anbruch einer Zeit der Gerechtigkeit und Menschenwürde, Freiheit rief uns. Der Anfang einer Revolution.

Die Dinge nahmen ihren Lauf…

Wir wurden konfrontiert mit bewaffneten Polizisten und Soldaten, aber meine Waffe war meine Handykamera. Ich wollte der Welt zeigen, was wirklich los ist und wie wir von Assads Soldaten getötet wurden.

Im Laufe der Jahre hat sich unser Leben in  Douma verändert, mein Leben auch.

2012 habe ich meinen Schulabschluss gemacht und mich für ein Studium als Elektroingenieur an der Universität von Damaskus eingeschrieben. Ich verließ Douma und ging in die Hauptstadt Damaskus wegen der Bomben, die auf Douma fielen, und der syrischen Armee, die nach Kämpfen gegen die frei syrische Armee die Stadt eroberte hatten. Zivilsten, die sich entschieden haben, in der Stadt zu bleiben wurden von der syrischen Armee getötet.

2013 hat die freie syrische Armee die Stadt wiedererobert und ich entschied mich, Damaskus zu verlassen, wegen der vielen Verhaftungen. Jeder, der nicht für Assad war, musste mit einer Verhaftung rechnen. Ich ging zurück nach Douma, um bei der Verteidigung zu helfen. Douma war nicht wiederzukennen, mein altes Leben war dort nicht mehr zu finden.

Regierungstruppen versuchten mit allen möglichen Waffen die Stadt Douma seit Ende 2012 zurückzuerobern.

Ich musste mich daran gewöhnen, blutige Szenen und zerstörte Wohngegenden in Wirklichkeit zu sehen, so wie ihr sie im Fernsehen und auf sozial Media seht. Ich musste mich auch dran gewöhnen, die Luftangriffe und die fallenden Bomben zu hören. Die Leute sagen, dass, wenn du etwas jeden Tag siehst, dass du dich daran gewöhnst. Aber das stimmt nicht wirklich. Ich versuche zu verarbeiten, was ich gesehen habe, und versuche Geduld zu üben und in schweren  Situationen auszuharren, beispielsweise bei der Belagerung von Ost-Ghouta seit 2013. Ich verlor so viele Freunde und Familienmitglieder. Über 20 sind tot, die genaue Zahl weiß ich nicht. Wer nicht tot ist, ist geflohen. Nur wenige entschieden sich zu bleiben, so wie ich.

Ich bin immer noch  Medienaktivität wie ich es seit 2011 bin und habe mich selbst entwickelt, um den Menschen in meiner Stadt und während der  Krisen mit meiner Kamera zu helfen und die Details des Lebens während des Krieges zu dokumentieren und die Wahrheit zu verbreiten..

Man kann uns unser Leben nehmen, aber nicht unsere Freiheit.

Dies ist ein Abriss meiner Geschichte, die Geschichte, wie sich mein Leben verändert hat.

Firas Abdullah